Samstag, 2. Juli 2011

Azzuro, La dolce Vita und Brot


Eigentlich bekommt man Ciabatta quasi an jeder Straßenecke, aber wer schon einmal Brot selbst gebacken hat, wird mir sicherlich zustimmen - es gibt kaum etwas bessers. Herrlich, wenn sich der Duft von frischem Brot im ganzen Haus verteilt. Und wenn dann endlich der erste knusprige Laib aus dem Ofen kommt, möchte man sich sofort ein Stück davon abbrechen, um es mit etwas frischer Butter und Meersalz zu verputzen.

Da denkt man doch sofort an den letzten Sommerurlaub, an gutes Essen, feinen Rotwein und Espresso. Schnell ist auch ein passend Bild parat: italienische Hausfrauen (natürlich in schwarz) backen nach einem seit Jahrhundertententen streng gehüteten Familienrezept hausgemachte Brote für die ganze Familie... und jetzt kommt das Beste: dazu wird auch noch gesungen und getanzt!

Leider muss ich euch enttäuschen. Nichts da mit "La dolce vita"! Ich war dann doch sehr erstaunt, als ich bei meiner Recherche erfuhr, dass es sich beim Ciabatta in keinsterweise um den großen italienischen Bäckermythos handelt, sondern  um einen neu-modischen Exportschlager aus Südeuropa. Ein gewisser Herr Cavallari hat sich sein Rezept für die industrielle Produktion im Jahr 1989 als "Ciabatta italiana" schützen lassen und vermarktet es inzwischen in 11 verschiedenen Ländern... soviel dazu. Perfektes Marketing, gepaart mit einer ordentlich Portion Nostaglie, dass funktioniert eben immer noch am Besten. 

Also Schluss mit der gefühligen Romantik:


...dann doch mal öfters etwas selber backen und dazu etwas Ordentliches für die Ohren!




  • Ciabatta
  • Nach Richard Bertinet für 4 Brote
  •   
  • Vorteig:
  • Weizenmehl Typ 405, 350 g
  • Wasser, 180 g
  • frische Hefe, 1/2 Teelöffel
  •   
  • Teig:
  • Vorteig
  • Wasser, 340 g
  • Weizenmehl Typ 550,  450 g
  • Salz, 15 g
  • frische Hefe, 10 g
  • fruchtiges Olivenöl, 50 g
  1. Für den Vorteig: Mehl, zerriebene Hefe und Wasser zu einen Teig verkneten, abdecken und 17-24 Stunden bei Zimmertemperatur reifen lassen.
  2. Für den Teig: Vorteig, Mehl, zerriebene Hefe, Olivenöl und Salz ordentlich mit den Händen verkneten. Teig abdecken und für 1 1/2 h in einer mit Öl bestrichenen Schüssel in der Küche gehen lassen.
  3. Ofen mit Backstein auf 250 Grad vorheizen.
  4. Teig auf ein bemehlte Fläche geben, durch leichtes drücken mit dem Handballen zu einem Rechteck formen und 4 gleiche Portionen teilen, jeweils die Seiten falten, ziehen (siehe hier) und auf einem bemehlten Küchenhandtuch weitere 30-45 Minuten gehen lassen.
  5. Brote für 18-25 Minuten bei 220 Grad goldgelb mit anfänglich etwas Dampf backen

5 Kommentare:

  1. Das wusste ich jetzt auch nicht mit dem Ciabatta. Da sieht man's mal wieder...

    Aber Du hast noch das große Familienfest mit reichlich selbstgemachter Pasta, Brasato und Tiramisu vergessen, das stattfindet während der Vorteig geht :)

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  2. Jetzt ist mir klar, warum ich bei meinen zahlreichen Autostop-Italienreisen Ende der 70er nie Ciabatta gegessen oder gesehen habe, obwohl Brot (und Wein, Käre und Tomaten) mein Hauptnahrumgsmittel war.

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  3. @Toni: klar doch... wie konnte ich das nur vergessen.

    @Eline: siehste, deine Erinnerung trügt dich nicht...

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  4. Anastasio Bieberhausen5. Juli 2011 um 09:55

    Tolles Rezept!
    ...und ich hatte so viel Angst!

    Jetzt muss ich nur noch die nächsten 24 Stunden fürchten, die es braucht bis die nächste Ladung fertig ist nachdem die letzten Scheiben grad auch noch beim Frühstück schmecken! ^^

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  5. @Anastasio: toll, dass es dir so gut gelungen ist.

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