Dienstag, 18. Dezember 2012

18. Türchen im Advent

Mein Gott! Ist es wirklich schon wieder soweit? Ich kann es fast nicht glauben - das 18. Türchen am 180 Grad Adventskalender öffnet sich und wir rasen mit gewaltigen Schritten auf das Fest zu. Dabei ist doch noch so viel zu erledigen und nur so wenig Zeit. Einkäufe abholen, Geschenke einpacken, eine Tanne aussuchen - da gerät man wahrlich ins Schwitzen.

Wie schön war doch der Advent, als ich noch ein kleiner Steppke war und mich hemmungslos der weihnachtlichen Vorfreude ohne jede Verantwortung hingeben konnte. Damals stieg die Spannung von Tag zu Tag. Jeden Morgen stürmte ich aufgeregt zu meinem selbstgebastelten Weihnachtskalender, fingerte mit Geschick aus den bunten Streichholzschachteln leckere Schokoladentäfelchen und zählte dabei mit vollem Mund, die noch verbleibenden Tage bis zum Fest. Eines war klar - die Zeit wollte und wollte einfach nicht vergehen. Meine liebe Mutter hatte große Mühe, mich mit ihren Plätzchen zu besänftigen. Werden sich wohl alle meine Wünsche erfüllen? Was gibt es Leckeres zu essen? Kommt dieses Jahr der Weihnachtsmann und was sage ich ihm nur, wenn er mich fragt, ob ich auch brav gewesen bin? Eigentlich glaubte ich nicht mehr an ihn - immerhin war ich ja schon 5. Jahre alt und richtig groß. Trotzdem war mir bei diesem Gedanken nicht ganz wohl. Am Mittag des 24. Dezembers wurde die Tür zum Wohnzimmer mit schweren Stoffen verhängt. Meine Mutter war nicht mehr zu sehen, auch rumpelte es hin und wieder merkwürdig hinter dem Vorhang. Wie gern hätte ich auch nur ein winzigen Blick hineinwerfen wollen, aber das war streng verboten. Erst am Nachmittag, als es allmählich dunkel wurde und ein Glöckchen läutete, durfte ich hinein. Das Zimmer war hell erleuchtet und weihnachtlich geschmückt. Kerzen brannten goldgelb am Baum. Es duftete würzig und frisch. Die Aufregung war gross und plötzlich klopfte es. Ich konnte es erst nicht glauben, aber tatsächlich - da stand der Weihnachtsmann in der Tür. Es wurde sehr still und feierlich, nur der Thomanerchor sang leise im Radio seine Lieder. Ich warf dem Mann einen nervösen Blick zu. Er war riesengroß und hat gewaltige Hände. Sein üppiger Bart umhüllt fast das ganzes Gesicht, so dass nur seine Nase und seine Augen zu erkennen waren. Ich hatte große Angst und hätte mich am liebsten hinter der Mutter verstecken, doch letztlich war jede Flucht zwecklos.
Da stand er nun mitten in unserer Stube, ich musste ihn begrüßen und sollte Rede und Antwort stehen. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht den leisesten Ton heraus bekam. Dabei hatte ich mir vorher alles so gut überlegt. Der Weihnachtsmann schaute mich streng und erwartungsvoll an, übte jedoch  mit mir am Ende Nachsicht und ich bekam ein riesiges Paket überreicht. Darin war dann ein toller Tretroller in blau. Wahnsinn! Die Angst war im nu verflogen und erst mitten im Spiel bemerkte ich schliesslich, dass wir wieder allein waren. Später klingelte es an der Tür - es war der Vater,  der gerade von der Arbeit kam. Endlich, dachte ich: Jetzt kann das Fest beginnen und Hunger hatte ich schließlich ja auch schon. Nur eines fand ich komisch - hatte der Weihnachtsmann vorhin nicht genau die gleichen Schuhe wie der Papa an? :-)

Das laute Klingeln der Eieruhr reisst mich abrupt aus meinen Erinnerungen. Oh mein Gott: das Gebäck muss aus dem Ofen! Frohe Weihnachten. Vielleicht findet auch ihr während der Feiertage etwas Zeit, um mit Freunden in Erinnerungen zu schwelgen und lacht dabei laut oder leise über die schönen Geschichten aus der Kindheit.

Happy Christmas!
Andreas

  • Lemon-Ginger-Shortbread
  • frei nach Eline und Katharina Seiser
  • für 1 Blech
  •   
  • pomadige Butter, 300 g
  • Puderzucker, 150 g
  • Reismehl, 150 g
  • Mehl Typ 405, 300 g
  • Fleur de Sel, 6 g
  • feingeriebene Schale von 2 Zitronen
  • feingeriebener Ingwer, ca. 1 Daumenbreit
  • Saft einer 1/2 Zitrone
  1. Ofen auf 150 Grad vorheizen - Keine Umluft.
  2. Das Meersalz mörsern und zusammen mit der Butter in einem Mixer mit den Knethaken verrühren.
  3. Puderzucker, Zitronenschale und Ingwer mit der Butter gut vermischen.
  4. Mehl und Reismehl sieben und zusammen mit dem Zitronensaft schrittweise zur Masse geben, dabei das Ganze mit dem Mixer zu Streusel verrühren. Es soll keine glatter Teig entstehen.
  5. Ein tiefes Blech mit Backpapier auslegen, die Brösel darauf verteilen, andrücken und mit dem Nudelholz gleichmäßig flach walzen. Dabei insbesondere die Ränder fest andrücken, damit es nachher nicht zu sehr krümelt. 
  6. Teig mit einem scharfen Messer mit schmaler Klinge erst längs und dann quer vorschneiden.
  7. Das Ganze für ca. 1 Stunde im Ofen backen. Die Shortbreads sollen nur hellgelb werden - ggf. die Temperatur etwas drosseln.
  8. Shortbreads herausnehmen, 1 Minute abkühlen lassen und dann sofort an den noch sichtbaren Linien erneut mit dem Messer schneiden. Das Gebäck vom Blech heben und auf einem Kuchengitter auskühlen lassen. Danach das Ganze schön verpacken und in einer Dose luftdicht aufbewahren.

17 Kommentare:

  1. So schöne Erinnerungen, Andreas.
    Bei uns war das auch so mit dem verschlossenen Zimmer. Und als mein Vater endlich das eigene Haus plante da sollte alles offen und hell sein und Küche, Essbereich und Wohnzimmer ohne Wände und Türen ineinander übergehen. "Und was machen wir dann an Weihnachten" wandte meine Mutter damals ein "dann können wir das Zimmer ja gar nicht abschließen" - "Aber nur wegen Weihnachten hier eine Wand ziehen" Vaters 8B glitt unschlüssig ja fast widerwillig über die Skizze. "Und die Kinder sind ja auch bald groß!"

    Ein Kompromiss wurde gefunden, statt der Wand wurde eine Gardinenschiene in die Decke eingelassen und an Weihnachten wurde der Vorhang zugezogen.

    Dir und allen Deinen Lieben ein frohes Fest voller Genüsse und mit vielen liebevollen Erinnerungen

    wünscht

    susa

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    1. Liebe Susa, vielen Dank für die lieben Grüße... und wieder einmal kann man sehen, dass sich immer Kompromisse finden lassen.

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  2. Den Adventskalender aus Streichholzschachteln kenne ich auch, ich habe ihn für meine Tochter gebastelt. Und es war gar nicht so einfach, immer so "kleines Zeugs" zu finden, das außer Schokoladentäfelchen da hinein passte.

    Und das Glöckchen und die verschlossene Tür, das weckt in mir meine eigenen Kindheitsserinnerungen.

    Eine Frgae habe ich zu den leckeren Shortbreads: Was ist pomadige Butter?

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    1. Christel, pomadige Butter ist zimmerwarme, gut streichfähige Butter.

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  3. Auf ein Schlag auch richtig produktiv gewesen - das gefaellt mir! Und alles mit Ingwer sowieso...

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    1. Na ja, so richtig produktiv bin ich dieses Jahr nicht gewesen... aber ich gebe mein Bestes.

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  4. Bei uns war auch die Türe verschlossen. Aber der Weihnachtsmann kam nie, denn bei uns kam immer ganz heimlich das Christkind.

    Es grüßt aus dem Süden

    Martin

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    1. Hi Martin, dir ruhige und erfolgreich kulinarische Tage.

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  5. Bei uns auch das Christkind. Und das hat gemerkt, das ich die Messingabdeckungen der alten Schlüssellöcher mit Tesafilm hochgeklebt hab...

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  6. Jaja, der Weihnachtsmann und seine Schuhe. Bestimmt hat er den Papa unterwegs getroffen und weil er dem kleinen Andreas den ganzen Inhalt seines Sackes gegeben hatte, hat er -barmherzig wie er war- dem Papa seine Schuhe geschenkt.

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    1. Richtig. Der arme Vater, hätte sonst ja überhaupt nichts bekommen. Dir ein schönes Fest ...

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  7. Du hast Recht! Die Wartezeit war unerträglich lang; schlimm! Wenn ich es mir recht überlege, ist mir die Hektik heutzutage immer noch lieber ;-)

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    1. Och, inzwischen sehne ich mich öfters an die Ruhe und Ausgelassenheit von damals zurück.

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  8. Der Weihnachtsmann hatte bei uns dieselben Schuhe und (!) dieselben Hosen wie der Nachbar an, der abends zum Anstoßen zu meinen Großeltern kam. WAR ich stinksauer, als ich das kapiert habe, mit der geschürten Angst vor dem Weihnachtsmann!!

    Und Deine Backkünste - Andreas - wie immer, anbetungswürdig. Ich hätt ja selbst noch backen wollen, bis mich ein Hexenschuss niederstreckte ... im nächsten Jahr gibt's einen neuen Anlauf. Und hoffentlich irgendwo ein Wiedersehen!

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