Donnerstag, 15. Dezember 2011

Macht weit das 15. Törchen im Advent

Vorfreude, schönste Freude, Freunde im Advent - die letzten Tage bis zum großen Fest vergehen schneller als ein Stück Butter in der Pfanne schmilzt. Gerade im Endspurt bis zu den Feiertagen überschlagen sich gern mal die Ereignisse. Wo bisher weihnachtliche Romantik regierte, verpufft diese nun endgültig in hektischer Betriebsamkeit. Die letzten Geschenke müssen noch besorgt werden. Die Bestellung für den Festtagsschmaus ist noch nicht beim Kaufmann und der Bräter versteckt sich immer noch auf dem verstaubten Dachboden. Dass man bei diesem Stress schnell etwas Wesentliches übersieht, verwundert da nicht. Da hilft auch keine Jauchzet - Frohlocket, wenn man plötzlich feststellt - es fehlt doch was... was war das noch gleich... achja ein BAUM!

Die alljährlich wiederkehrende Jagd nach der schönsten Tanne weit und breit nimmt dann seinen Lauf. Mutter, Vater, Kinder stürzen gemeinsam los, um an einem der einschlägig bekannten Handelsplätze im Schneetreiben ihr Glück aufs Spiel zu setzen. Eines ist klar:

1. solch wichtige Käufe können nur basisdemokratisch getätigt werden;
2. jede/r Mann/Frau zählt, wenn es darum geht die ergatterte Trophäe zu sichern und
3. gemeinsam gekauft heißt auch: hier wird nicht gemeckert!

Aber bereits der Zugang zu solcherlei umzäunten Gebieten stellt die willigen Käufer häufig vor größere Herausforderungen. Schon von weiten ist eine beachtliche Menschentraube auszumachen, die sich am Stand des Weihnachtsbaumhandelsvertreters zusammengerottet hat, scheinbar in der Absicht dem armen Mann den gar auszumachen. Jeder will schnellstmöglich die beste, die schönste und natürlich auch die günstigste Tanne ergattern. Es herrscht Krieg. Zwar geht es nicht um Leben oder Tod, aber beim Baumkauf hört die Freundschaft auf. Jedes Mittel ist erlaubt: da wird gern von älteren kampferprobten Damen der Hackenporsche zur Abwehr etwaigen Angreifern eingesetzt, Kinder rennen Ball spielend durch die engen Gassen und verwandeln so die ambitionierte Suche in einen wahren Hindernisparcour. Währenddessen drängelt sich der ungeliebte Nachbar mal eben von vorn nach hinten durch, um sich noch schnell die beste Qualität zu sichern. Höflichkeit hat hier keinen Platz, es gilt das Recht des Stärkeren...ähm... Cleveren. Hat die Familie diese Hürde irgendwann genommen und ist zum ersehnten Grün vorgedrungen, sieht man quasi den Wald vor lauter Bäumen nicht...

Na, was soll es denn dieses Jahr so sein? Darf es eine Nordmanntanne, Zuckerhutfichte, sibirische Zirbelkiefer oder vielleicht eine kanadische Zwergpinie werden? Welche Farben wird bevorzugt: graublau, grünblau, grasgrün, silberblau oder gar mal was in mauve? Willst du es groß, klein, schlank, rund, üppig, stämmig oder gar füllig? Fragen, Fragen, Fragen... nur wer kennt die Antworten? Wehe wenn der Baum am Ende nicht ins Zimmer passt. Und mit Themen wie Farbe und Form überfordert man schnell jeden männlichen Artgenossen. Frauen wähnen sich am Rande des Nervenzusammenbruchs, wenn der Gatte die Tanne nur danach aussucht, ob diese in Christbaumständer passt. Männer hingegen verzweifeln, wenn ihre bessere Hälfte einen 4 Meter hohen Baum mit großen leuchtenden Augen anhimmelt. Jetzt muss man die Ruhe bewahren, tief durch Atmen und das Thema systematisch systemisch angehen. Hilfreich sind dabei Checklisten, wie man Sie heutzutage in jeder guten Frauenzeitschrift findet:

Baumkauf gemeinsam leicht gemacht - oder welcher Weihnachtsbaumtyp bin ich?

Die Traditionalistin / Der Traditionalist

Ein ordentlicher Baum muss es schon sein. Einheimisch, groß, grün und ordentlich gewaschen - schließlich ist Weihnachten und das auch nur einmal im Jahr! Gold und Rot bestimmen die Farbgebung und je nach gesellschaftlicher Herkunft darf es auch mal etwas Lametta sein. Die obligatorische Krippe wird natürlich nicht fehlen und handgezogene Wachskerzen sind Pflicht.

Die Minimalistin / Der Minimalist


Bei der Reduzierung auf das Wesentliche und stört bekanntlich jede Art von Schmuck und Kitsch. Künstlerisches oder Kunsthandwerkliches ist gerade noch so erlaubt. Wehe der Baum ist nicht ordentlich gegliedert oder gar schief. Der Minimalist greift auch gern zum Handwerkszeug, um solche Mängel ein für allemal zu beseitigen.

Die Dekorateurette / Der Dekorateur


Ein typischer Späterwerber - die Tanne spielt eine untergeordnete Rolle und dient mehr als Stützgerüst für die üppige Dekoration in den Farben der Saison. Da jedes Jahr neuer Kram angeschafft wird, kann das Schmücken in eine längere abendliche Veranstaltung ausarten. Der Dekorateur hat einen ausgeprägten guten Geschmack und verfügbar über eine ordentlich Portion Stil. Arrangements sind seine Stärke, d.h. man sollte sich schon mal auf schottisches Karo oder norwegische Elche in jeder nur denkbaren Variation einlassen können.

Die Umweltbewusste / Der Umweltbewusste

...wenn es überhaupt ein Baum sein muss -  schließlich ist die CO2 Bilanz im Auge zu behalten, dann natürlich aus nachhaltigem Anbau und auf jeden Fall mit Zertifikat. Falls so etwas nicht aufzutreiben ist, kann es auch mal eine Tanne im Topf sein, die nach den Feiertagen in einer feierlichen Zeremonie in die Freiheit entlassen wird. Eingekauft wird nur beim Weihnachtsbaumbauern des Vertrauens und der darf sich maximal in einem Umkreis von 30 km Entfernung von der heimischen Scholle befinden. Die Dekoration pendelt zwischen Strohsternen und handgemachten Papierengeln aus Recyclingpapier. Es herrscht absolutes Lamettaverbot... wegen der Umweltbelastung.

Die Desorganisierte / Der Desorganisierte

Baumkauf in letzter Minute ist Ausdruck der Persönlichkeit. Der Desorganisierte ist der festen überzeugen, dass dem Thema viel zu viel Bedeutung zugemessen wird - immerhin ist der ganze Zauber nach drei Tagen schon wieder vorbei. Er ist ein typischer Spontankäufer - der Arbeitsweg ist seine präferiertes Jagdgebiet. Bei der Dekoration kommen gern, aus Ermangelung anderer Alternativen, auch mal artfremde Gegenstände wie Kugelschreiber o.ä. zum Einsatz.

Die Verweigerin / Der Verweigerer

Weihnachten ist doof und außerdem verreise ich sowieso jedes Jahr... ich brauche keinen Baum! Wenn ich es romantisch will, dann brenne ich einfach ein paar Teelichter runter.

Die Recyclerin / Der Recycler


Hier hat der Plastikbaum sein neues Zuhause gefunden. Jedes Jahr wird er nach dem Fest fein säuberlich zerlegt, in Seidenpapier eingeschlagen, um in der darauffolgenden Weihnachtszeit im neuen, alten Glanz wieder erstehen zu können. Der Recycler ist eher konservativ und kauft selten neuen Weihnachtsschmuck - auch das Lametta wir penibel aufbereitet und kommt jedes Jahr aufs Neue zum Einsatz. Hier werden auch gern die gesammelten Kerzenreste der vergangenen Saison zu weihnachtlichen Lichteraltären aufgearbeitet.

Die Modernin / Der Moderne


Die Gestaltung ist einfarbig, maximal zweifarbig. Elektrische Lichterketten kommen im passenden Ton, jedoch sparsam zum Einsatz. Der Modernist sieht sich klar als Gegenentwurf zum Traditionalist. Er verlässt gern ausgetretene Wege und grenzt sich auch im Kaufverhalten ab. Nadelgehölze zum Fest sind ein überholtes Konzept. Der Begriff einer Installation kann hier eine vollkommen neue Bedeutung erfahren.

P.S.: Eine kleine Anregung zum Festtagsschmaus findet ihr am Ende :-) Außerdem danke ich ganz herzlich dem 180 Grad Team für die Einladung zu diesem Adventskalender. Ich wünsche fröhliche Weihnachten und viel Spaß beim Tannenkauf.










  • Granatapfelsorbet
  • für ca. 1 Liter

  • Granatapfelsaft,700 ml
  • Glukosepulver, 50 g
  • Zucker, 200 g
  • Johannisbrotkernmehl, 3,5 g
  1. Granatapfel teilen, die Kerne herauslösen und in einem Sieb über einer tiefen Schüssel gut auspressen.
  2. 1 Esslöffel vom Zucker mit dem Glukosepulver und dem Johannisbrotkernmehl gut vermengen.
  3. Saft mit dem restlichen Zucker leicht erwärmen und dann das Gemisch schnell dazugeben, unterrühren und bis kurz unter den Siedepunkt erhitzen. Es sollten sich alle Zutaten aufgelöst haben. Der Sirup muss nun vollständig abkühlen und sollte mindestens 2 Stunden oder besser über Nacht im Kühlschrank reifen.
  4. Das Sorbet in der Eismaschine entsprechend Herstelleranleitung zubereiten.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

getrüffeltes Wachtelmousse, karamellisierter Kürbis, Apfel-Rosmaringelee und Spießchen


Die Vorspeise zu meinem Adventsmenü ist - ich gebe es gern zu - recht zeitaufwendig, aber es lohnt. Die meiste Arbeit steckt in der Zubereitung des getrüffelten Wachtelmousse, da hierfür das Geflügel zerlegt und entbeint werden muss. Ich kann jedoch versprechen, dass dies nach der 6. Wachtel fast wie von selbst geht - ein scharfes Ausbeinmesser vorausgesetzt. Die Mengen des Originalrezepts sind wieder einmal vollkommen überzogen und so habe ich Sie hier nur zur Hälfte aufgelistet. Die Kürbiswürfel wurden in einer Mischung aus Butter und Nussöl bissfest sanft geschmort, mit etwas Kastaninenhonig karamellisiert, etwas Schärfe dazu und mit einem guten Balsamicoessig (Gölles) abgelöscht. Einige eiskalte Butterwürfel zum montieren einschwenken, um der Sauce eine runden samtigen Geschmack zu verleihen.
Das Apfelgelee hingegen ist schnell zubereitet: sortenreinen Apfelsaft mit einem Rosmarinzweig und etwas Zucker einkochen und dann die entsprechende Menge eingeweichte Gelatine unterrühren, in eine flache Form geben und fest werden lassen.


  • getrüffeltes Wachtelmousse
  • nach Michael Philipp
  • für 6 Personen
  •   
  • Wachteln, 4 Stück
  • Gänseleberpaste (ungestopft), 100 g
  • fein gewürfelte Möhre, Sellerie, Petersilienwurzel, je 30 g
  • Bouquet Garni (Lorbeerblatt, Petersilienstengel, Thymian, Rosmarin)
  • Maderia, 175 ml
  • Gelatine, 5 Blatt
  • Trüffel, 15 g 
  • Sahne, 250 ml
  • Quatre Epices (I. Holland), 5 g
  • Pflanzenöl
  • Salz
  1. Wachtelbrust und Keulen zerlegen, von der Haut befreien, Gemüse putzen und alles fein würfeln und den Backofen auf 180 Grad vorheizen
  2. Öl in einem Schmortopf erhitzen und das Fleisch bei mittlerer Hitze darin anbraten, Gemüse dazugeben und ebenfalls anschwitzen, 100 ml Maderia angiessen, Bouquet Garni einwerfen, Deckel auflegen und für 40 Minuten im Rohr schmoren lassen.
  3. Schmorfond abgiessen, auffangen und das Ganze warm in einem Mixer fein pürieren - ggf. etwas Brühe dazugeben. Die Leberpastete durch ein Sieb streichen, dann die Masse würzen und abschließend den feingehackten Trüffel unterheben.
  4. Maderia erwärmen, die zuvor eingeweichte Gelatine darin auflösen und zur auf ca. 35 Grad abgekühlten Masse geben. Sahne cremig - nicht steif - schlagen und ebenfalls unterheben.
  5. Das fertige Mousse in eine Form füllen und sofort kaltstellen. Alternativ kann man aber auch die Masse in kleine Ringe spritzen, diese einfrieren, um sie dann ohne Probleme und in perfekter Form für einen großen Auftritt wieder herauslösen zu können.
  6. Das Wachtelmousse sollte beim servieren Zimmertemperatur haben, um einen guten Geschmack entwickeln zu können.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Adventsmenü und Weihnachtsgefühle

Alle Jahre wieder kommt das Christuskind - da ist sicher - ob wir wollen oder auch nicht. Spätestens, wenn jede auch nur so gottverlassene Einkaufsstraße mit Tannengrün überschmückt und mit neumodischen grellen LED Lichtern opulent verziert wird, dann ist die Zeit reif für etwas Weihnachtlichkeit. Der Einzelhandel stapelt Lebkuchen kistenweise und bietet Baumkugeln jeder Coleur praktischerweise gleich im Sechserpack an. Der sonst so geliebte Radiosender verwandelt sich in ein "sing-along", aus aus jedem Lautsprecher dringt schrecklich fröhlich-adventliches Liedgut a la Mariah Carry und Co. Der Wirklichkeit lässt sich dann nur noch an den überall präsenten Glühweinständen mit dem üblichen Fusel entfliehen. Sind erst die Sinne so richtig benebelt, sollte sich der Weihnachtszauber doch endlich mal einstellen. Aber falls dann immer noch keine rühseligen Gefühle aufkommen, muss eben noch schnell eine Dose Kunstschnee erstanden werden, um den letzten Zauderer den garaus zu machen. Bitte nicht falsch verstehen - ich habe nichts gegen Weihnachten - aber mit grauseligen Geschenken die lieben Nächsten zu quälen ist sicher nicht im Sinne des Erfinder... Wer war das noch? Ein gewisser Herr S. Jobs wird es doch wohl am Ende nicht gewesen sein. Oder?

Da hilft doch eigentlich nur noch eins: ich lade mir liebe Menschen ein und wir genießen die dunkle Zeit zusammen im Kerzenschein, natürlich bei guten Wein und feinem Essen. Hier im Hause A ist dies eine feste Tradition. Freunde aus dem vorweihnachtlichen Stress zu befreien oder während der Festtage den daheim Gebliebenen oder Verstoßenen die Feiertage zu verkürzen, so lässt sich jeder weihnachtliche Blues gut überstehen - aber seht selbst:


getrüffeltes Wachtelmousse, Wachtelspieß mit Aprikosen und Lardo, Apfel-Rosmarin-Gelee, karamellisierter Kürbis, Balsamico-Reduktion und Muskatblütenschaum

Riesling, Heymann-Löwenstein, Schieferterassen, Mosel
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Sellerierahmsüppchen mit Hasenragout im Filoteig

Riesling, Heymann-Löwenstein, Schieferterassen, Mosel
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Hischfilet, Garten-Grünkohl aus eigener Ernte und 
Rotwein-Schokoladen-Sauce

Chateau Larrivet Haut-Brion, Pessac-Léognan
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Haselnuss-Baumkuchen-Törtchen, Rotwein-Gewürz-Orangen und 
Tahiti-Vanilleeis mit Kumquatconfit

Gewürztraminer, Andreas Männle, Durbach
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P.S.: Mit Kartoffelklößen stehe ich irgendwie auf Kriegsfuß... musste doch tatsächlich meine Handgemachten entsorgen, da ich mich scheinbar so richtig in der Sorte vertan habe... die schmecken nicht. Ich war nur froh, dass ich einen Minimarkt gleich um die Ecke habe und ausweichen konnte. Ich wäre für ein ultimatives Rezept inklusive Sortenangaben dankbar.

P.P.S.: Liebe Eline... vielen Dank für deine mannigfaltigen Wachtelinspirationen.
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